Wer ein Bild von einem Friesenhaus – auch Kapitänshaus genannt – sieht, kann die salzige Meeresluft förmlich riechen und Möwen kreischen hören. Reetdach, Klinkerfassade und der typische spitz zulaufende dritte Giebel sind charakteristisch für den nordischen Haustyp. Doch kann man das Haus, das man vom Urlaub an der Nordsee kennt, auch in südlicheren Regionen bauen? Hier erfahren Sie alles über das Friesenhaus.
Was ist ein Friesenhaus?
Kein Friesenhaus ohne Friesengiebel. Das hoch aufragende und spitz zulaufende Fassadendreieck wird auch Kapitänsgiebel genannt und verleiht dem nordischen Haus herrschaftliches Aussehen und Gemütlichkeit zugleich. Eine rote Klinkerfassade sowie ein Reetdach gehören ebenfalls mit dazu. Letzteres erklärt den Ursprung des Friesengiebels: Da Reet sehr leicht entflammbar ist, schützt er im Brandfall den Haupteingang und somit die Bewohner vor herunterfallenden und brennenden Dachteilen.
Typische architektonische Merkmale
Traditionelle Friesen- bzw. Kapitänshäuser sind herrschaftliche Gebäude, die alleine wegen des ausladenden Daches viel Platz benötigen. Folgende Merkmale sind charakteristisch:
- Friesengiebel quer zum Dachfirst – oft zwischen zwei kleineren Giebeln
- Reetdach
- Meist zwei Stockwerke
- Kein Keller
- Große und hohe Türen
- Eher kleine Rundbogen- oder Sprossenfenster
- Teilweise Schmuckmauerwerk
Materialien: Ziegelstein, Reet
Fassade: meist rote Klinkerfassade
Dachform: Satteldach, Krüppelwalmdach
Das Reetdach: Wunderschön aber teuer
Bei einem typischen Friesenhaus wird das Dach mit getrocknetem Schilfrohr eingedeckt. Ein solches Reetdach ist nicht gerade günstig. Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter liegt bei etwa 100 Euro. Da die Dachfläche schnell die 100 Quadratmeter übersteigt, kommen Sie schnell in den fünfstelligen Bereich. Zusammen mit den Dachdeckerkosten sind 50.000 Euro und mehr keine Seltenheit.
Dafür ist ein Reetdach sehr robust und hält bei guter Pflege 30 bis 40 Jahre oder sogar länger. Dafür muss es regelmäßig von Algen, Moos, Pilzen und Flechten befreit bzw. ein Befall verhindert werden. Reet bietet einen sehr guten Schallschutz und natürliche Wärmedämmung, ist aber auch leicht entflammbar. Daher müssen Hausbesitzer relativ teure Versicherungen abschließen.
Klinkerfassade: Robust gegen Wind und Wetter
Ebenfalls typisch für ein Friesenhaus ist die Fassade aus meist rotem Klinker. Dabei handelt es sich um Ziegelsteine, die bei hohen Temperaturen gebrannt werden. Die Hausverkleidung besteht aus einer funktionalen Innen- und der dekorativen Klinkerfassade. Dazwischen befindet sich meist eine Dämmschicht.
Klinkerfassaden sind teurer als Putzfassaden, dafür aber auch robuster. Schließlich müssen sie dem hohen Salzgehalt sowie den Widrigkeiten des rauen Küstenklimas trotzen. Auch der Pflegeaufwand ist geringer: Während bei Klinkerfassaden lediglich die Fugen etwa alle 50 Jahre ausgebessert bzw. erneuert werden müssen, ist bei Putzfassaden alle 15 bis 20 Jahre ein neuer Anstrich nötig.
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Welche Bauweise bevorzugen Sie?Wo dürfen Friesenhäuser gebaut werden?
Ein Friesenhaus mit Klinkerfassade und Reetdach hat im Alpenvorland oder im Schwarzwald so gut wie keine Chance auf eine Baugenehmigung. Friesenhäuser sind vor allem in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Mit ein paar Abstrichen können Sie aber auch außerhalb Norddeutschlands ein Haus mit etwas nordischem Charme bauen.
Auf das Reetdach werden Sie wahrscheinlich verzichten müssen. Abgesehen davon, dass in Mittel- und Süddeutschland darauf spezialisierte Dachdecker kaum zu finden sind, entspricht dieses Dach mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht den Vorgaben der örtlichen Bebauungspläne. Die typische Form mit Friesengiebel ist aber oft möglich – vor allem dann, wenn Sie eine Putzfassade wählen. Je ländlicher und abgeschiedener Ihr Haus steht, desto besser stehen die Chancen, dass die Baubehörde grünes Licht gibt.
Welche Bauweise eignet sich für Friesenhäuser?
Friesenhäuser werden aufgrund ihrer Größe und ausgefalleneren Architektur in der Regel als Massivhaus gebaut. Kleinere Friesenhäuser ohne Reetdach sind oft auch als Fertighaus möglich, das schneller errichtet und meist günstiger ist. Da Reetdächer eine gute Wärmedämmung bieten, können die nordischen Häuser relativ leicht als Energiesparhaus gebaut werden, für die es eine staatliche Förderung gibt.
Wie sieht ein typischer Grundriss für das Friesenhaus aus?
Typisch für das Friesenhaus ist eine großflächige Diele im Eingangsbereich, in der Gäste empfangen werden. Davon getrennt sind die privaten Räume. Der Wohnbereich ist oft weitläufig und offen gestaltet. Das Obergeschoss ist der Ruhe vorbehalten. Hier befinden sich Schlafräume und Badezimmer. Einrichtung und Wohnstil sind im Friesenhaus eher traditionell und bodenständig.
Fazit: Für wen eignet sich ein Friesenhaus?
Ein Friesenhaus ist dann der richtige Hausyp, wenn Sie
- sich ein Haus mit Küsten-Charme wünschen.
- ein eher hohes Budget und ein großes Grundstück zur Verfügung haben.
- in Norddeutschland leben oder einem relativ lockeren Bebauungsplan folgen müssen.
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